Jahreshauptversammlung 2018: Der Wald im Wandel

Am 6. März fand die Jahreshauptversammlung wieder in der Göstrahalle in Köditz statt. Nachdem letztes Jahr die Fichte, als Baum des Jahres, im Fokus der Öffentlichkeit stand, ging es auf der diesjährigen Mitgliederversammlung der Waldbesitzervereinigung Hof/Naila e.V. um das Thema „Mehr Wert durch Mischung“.

Der erste Vorsitzende, Bernd Röder, betonte die Wichtigkeit von regelmäßigen Holznutzungen, denn bei Flächenstilllegungen, wie sie im Falle einer Nationalparkausweisung Frankenwald passiert wären, hätte der Borkenkäfer leichtes Spiel gehabt und unseren Wald in kürzester Zeit zerstört. Nur durch das aktive Handeln der örtlichen Waldbesitzer, so Röder, kann unser Fichtenwald Schritt für Schritt in einen stabilen, naturnahen und ertragsstarken Mischwald umgebaut werden. Dabei wird die Fichte immer unsere wichtigste Mischbaumart bleiben.

Der Geschäftsführer Frank Dietel berichtete von einem sturmreichen Jahr 2017, glücklicherweise wurde der Landkreis Hof vom Sturmtief „Hervart“ und vom Orkan „Friederike“ nur gestreift, so dass bei uns nur kleinere Mengen Sturmholz angefallen waren. Auch was den Borkenkäfer angeht hatte unser Landkreis im letzten Sommer großes Glück, so der Geschäftsführer. Während im restlichen Bayern große Käferholzmengen eingeschlagen werden mussten, setzten bei uns im Juli rechtzeitig die Niederschläge ein. Durch die anhaltenden Niederschläge in der zweiten Jahreshälfte konnten sich die Bodenwasserspeicher auffüllen und der Wald erholen. Frank Dietel beklagte, dass die nassen Böden im Winter über viele Wochen den Holzeinschlag unmöglich gemacht haben. Erst im Februar bei einsetzendem Frost konnte mit den Aufräumarbeiten begonnen werden.

Die WBV Mitarbeiterin Daniela Kreuzer gab einen kurzen Rückblick auf die Waldgeschichte in unserer Region. Bevor der Mensch angefangen hatte den Wald großflächig zu beeinflussen, gab es bei uns einen Mischwald aus Tanne, Fichte und Buche mit zahlreichen weiteren Laubbaumarten. In tieferen Lagen auch Kiefernwälder mit Eiche, Linde und Birke. Im 11. Jahrhundert, so Kreuzer, begann der Mensch den Wald großflächig zu roden, um Siedlungen zu errichten und um Industriezweige wie den Bergbau, die Glashütten und die Eisenhütten mit Gruben- und Brennholz zu versorgen. Außerdem wurden dicke Tannen und Eichen bis in die Niederlande geflößt. Durch die massive Nutzung, gab es damals weniger Wald als heute, erzählte die Försterin, trotzdem lag  der Tannenanteil um 1500  im Frankenwald noch bei 60% und der Laubholzanteil bei 40%. Bis zum 18.  Jahrhundert waren dann die Laubbäume fast komplett aus unseren Wäldern verschwunden, dafür nahm die Fichte zu. Kreuzer wies darauf hin, dass die Forstmänner um 1830 das Risiko von Fichtenreinbeständen bereits erkannt hatten und  versuchten die Mischbaumarten zu erhalten. Trotzdem entwickelten sich die Wälder in den Folgejahren immer mehr zum reinen Fichtenwald. Nach den Ausführungen der Försterin waren die Gründe damals  vielfältig: Große vergraste Kahlflächen durch Kahlschlagswirtschaft konnten nur mit Hilfe der Fichte wieder in Bestockung gebracht werden. Hinzu kamen Dürre, Schneebrüche und Windwürfe und ein sehr hoher Wildverbiss, die letzte große Kahlschlagswelle gab es bei uns in den Kriegs- und Nachkriegsjahren. Heute liegt der Fichtenanteil bei uns in der Region bei 83%.

Frank Dietel sprach anschließend über den „Mehrwert“ von Mischwäldern. Nach aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising, können in gestuften, ungleichaltrigen Mischwäldern mehr Bäume auf der Fläche stehen als in Reinbeständen. Damit steige auch der mögliche Zuwachs und der Holzvorrat in den Wäldern an und es seien Zunahmen zwischen 10 bis 30 % möglich. Besonders vorteilhaft wirke sich dabei die Mischung von Baumarten mit unterschiedlichen ökologischen Ansprüchen aus, zum Beispiel Licht- und Schattbaumarten. Möglich ist das, so der Geschäftsführer, durch die effizientere Ausnutzung der  Nährstoff- und Wasservorräte im Boden, durch unterschiedliche Wurzeltiefen und durch die Bodenverbesserung über die Düngung durch Laubstreu. Ein weiterer wichtiger Vorteil von Mischwäldern ist die Stabilität der Wälder, betonte der Geschäftsführer, bei einem Mischbaumartenanteil von 10 bis 20 % sinkt das  Windwurfrisiko bereits deutlich. Er beendete seinen Vortrag mit einer Empfehlung für die Waldbesitzer: Gut geeignet als Mischbaumart zur Fichte sind Nadelbaumarten wie Tanne, Lärche, Kiefer und Douglasie. Auch beim Laubholz gibt es zahlreiche Möglichkeiten.

Forstdirektor Thomas Krämer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ging noch einmal auf die aktuell hohe Verbissbelastung durch Rehwild ein. Damit wird die Naturverjüngung von Mischbaumarten leider oft unmöglich gemacht. Unsere Wälder haben großes Potential, so der Forstdirektor, leider kann dies momentan nicht ausgeschöpft werden. Er zeigte sich hoch erfreut über die Bemühungen vieler Waldbesitzer in der Region, den Fichtenwald mit verschiedensten Baumarten aufzuwerten: „In den letzten Jahren ist viel passiert. Wir sind auf dem richtigen Weg!“ Am Ende stellte er kurz die verschiedenen Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung vor. Wer Tanne oder Laubholz pflanzen möchte, kann staatliche Fördermittel in Anspruch nehmen, auch die Pflege von Naturverjüngungsbeständen wird finanziell unterstützt. Gerade diese Maßnahme legt einen wichtigen Grundstein für die Wertentwicklung der Bestände.