Die Robinie – Baum des Jahres 2020

Robinie, Bildautor: Rainer Lippert

Die Gewöhnliche Robinie heißt mit lateinischem Namen auch Robinia pseudoacacia. Der lateinische Name gibt Aufschluss darüber, dass die Robinie der nordafrikanischen Baumart Akazie recht ähnlich, jedoch nicht mit ihr zu verwechseln ist. Die Namen Scheinakazie oder Falsche Akazie sind demnach auch gebräuchlich.

Wie die Akazie weist auch die Robinie Stacheln und Fiederblätter auf und bildet im Aufbau ähnliche Früchte aus. Beide Baumarten stammen zwar aus derselben Pflanzenfamilie, unterscheiden sich in der Unterfamilie aber, weil ihre Blüten stark voneinander abweichen.

Heute ist die Robinie weltweit eine der am meist gepflanzten Baumarten. So stehen beispielsweise in China schon mehr Bäume dieser Art als in ihrer Heimat Amerika – zumeist aber in Plantagen. Bei uns traf man sie nach ihrer Einbürgerung vor einigen Jahrhunderten wegen ihrem anschaulichen Äußeren vorerst nur als Parkbaum und auf Alleen an. In den Wäldern wurde sie erst im Laufe der Zeit ein Nachbar unserer heimischen Bäume – als nicht heimische Baumart aber nicht immer zum Wohle aller.

Robinia pseudoacacia, Bildautor: Wouter Hagens

Eine Baumart mit zwei Seiten! Kaum eine Baumart polarisiert mehr als die Robinie. Schauen wir uns die wichtigsten Eigenschaften der Robinie an.

Hartes, sehr dauerhaftes Holz

Durch ihr hartes Holz weist die Robinie exzellente Brenneigenschaften auf und wuchs dadurch schnell in ihrer Beliebtheit. Hinzu kommt, dass sie sehr gut mit kargen trockenen Verhältnissen zurechtkommt und gleichzeitig mit starkem Wachstum in den ersten Jahrzehnten punktet. Auf den kargen Böden spielt sie nämlich einen beeindruckenden Kniff für sich aus: Ihr ist es möglich an ihren Wurzeln eine Symbiose mit sogenannten Rhizobien einzugehen – Knöllchenbakterien, die Stickstoff im Boden binden und ihr zur Verfügung stellen.

In der Forstwirtschaft in Deutschland spielt die Robinie eine immer wichtigere Rolle. So ist sie auf besonders armen, sandigen Böden eine beliebte Baumart. Da sie selten qualitativ hochwertiges Stammholz aufweist, jedoch berühmt für die Dauerhaftigkeit ihres Holzes ist, findet sie primär Anwendung im Außenbereich beispielsweise als Pfahlholz von Zäunen. Vorsicht gilt jedoch bei der Verwendung als Material zur Einzäunung von Tieren, da das Holz und die Rinde der Robinie für zum Beispiel Pferde giftig ist.

Robinienholz, Bildautor: Beentree

Fast jeder Waldbesitzer, der schon einmal junge Bäume im Wald gepflanzt hat, wird mit Robinienholz in Berührung gekommen sein. Denn die Befestigungsstäbe für den Wildschutz, den Sie als Mitglied bei uns über die Pflanzensammelbestellungen ordern können,  sind aus Robinienholz.

Bienenweide

Die Robinie zählt in Zeiten des Insektensterbens als bedeutende Frühsommertrachtpflanze zu den sogenannten Bienenweidepflanzen. Robinienblüten liefern Nektar mit einem hohen Zuckeranteil zwischen 34 und 59 Prozent. Eine einzelne Robinienblüte produziert in 24 Stunden Nektar mit einem Zuckergehalt von 0,2 bis 2,3 Milligramm. Durchschnittlich lassen sich je Baum und Blühsaison Honigerträge zwischen 0,66 und 1,44 Kilogramm erzielen. Wegen ihres hohen Zuckerwerts werden Robinien gelegentlich von Imkern gezielt als Trachtpflanze angepflanzt. Der Honig, der unter der Bezeichnung „Akazienhonig“ verkauft wird, hat eine helle, schwach gelbliche Farbe, ist sehr flüssig und kristallisiert nur sehr langsam im Lauf mehrerer Jahre in Form eines Bodensatzes aus.

Blüte, Bildautor: Epibase

Zu den Ländern, in denen sie neben der forstwirtschaftlichen Nutzung sehr intensiv als Imkerpflanze genutzt wird, zählen Frankreich und Ungarn. Auch in Brandenburg stellt die Robinie in guten Jahren bis zu 60 Prozent der Honigernte.

Invasive Art

Obwohl die Robinie eine gern angebaute Baumart in der Forstwirtschaft ist und eine Alternative zu importiertem Tropenholz darstellt, wird sie als problematischer Neophyt betrachtet, der die Biodiversität bestimmter Standorte bedrohen kann. Mancherorts ist die Robinie eine invasive Pflanzenart geworden.

Untersuchungen, zeigen, dass die Robinie auf ihren Standorten sehr schnell die Artenvielfalt deutlich reduziert und dass sich das Artenspektrum hin zu ungefährdeten und weit verbreiteten Arten verschiebt. Dies geht einher mit einer starken Veränderung der Spinnen- und Laufkäferfauna. Bei Robinien erfolgt die Ausdehnung und Verdichtung der Bestände vor allem wegen des vegetativen Wachstums über Wurzelsprosse dagegen sehr schnell, und unter älteren Robinien bildet sich meist eine dichte Strauchschicht, die überwiegend aus Schwarzem Holunder besteht. Robinienbestände gleichen von ihren Lichtbedingungen am Boden daher geschlossenen Buchenwäldern.

In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet sorgen Insektenschäden sowie das Aufwachsen von Schattholzarten dafür, dass die Robinie nach etwa 20 bis 30 Jahren als dominante Baumart abgelöst wird und sich allmählich eine stärker gemischte Waldstruktur einstellt. In den Robinienbeständen Mitteleuropas kommt es dagegen nicht zu einer solchen Sukzession – die in den 1960er Jahren vermutete Umwandlung eines Robinienbestandes in einen Ahornwald hat sich bislang nicht bestätigt. Sowohl die mittlerweile 60 bis 70 Jahre alten Bestände am Kaiserstuhl als auch die etwas jüngeren Berliner Robinienwälder lassen darauf schließen, dass Robinienbestände bei uns wesentlich dauerhafter sind als in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet. Die Robinie ist hier daher als „invasiver“ Neophyt zu werten und wird vom Bundesamt für Naturschutz auf der Warnliste invasiver Gefäßpflanzenarten in Deutschland geführt.

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