WBV lehnt möglichen Nationalpark ab

Die Bayerische Staatsregierung möchte neben dem Bayerischen Wald und Berchtesgaden in Bayern einen dritten Nationalpark einrichten. Vor wenigen Wochen wurde überraschend der Frankenwald in die Nationalparkdiskussion eingebracht. Ursprünglich war nur über den Spessart, die Rhön und die Donau-Region diskutiert worden. In den letzten Wochen gab es bereits viele Veranstaltungen zu diesem Thema. Die WBV Hof/Naila e.V. steht diesem Vorschlag, genauso wie alle anderen Waldbesitzervereinigungen im Frankenwald, kritisch gegenüber.

Hier unsere offizielle Stellungnahme zum Thema:

Die Waldbesitzervereinigung Hof/Naila e.V. ist gegen einen Nationalpark Frankenwald. Flächenstilllegungen für den Naturschutz machen wenig Sinn. Die WBV steht für integrierten Naturschutz „Schützen durch Nützen“. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Frankenwald sehr positiv entwickelt, was auch die Auszeichnung zum „Waldgebiet des Jahres 2017“ zeigt. Die Tanne als prägende Baumart der Vergangenheit kehrt langsam durch das aktive Handeln vieler Waldbesitzer zurück in den Frankenwald, der Umbau zu stabilen Mischwäldern ist in vollem Gange. Bedrohte Tierarten wie der Schwarzstorch, der Luchs und die Wildkatze sind inzwischen wieder heimisch bei uns geworden. Diese positiven Entwicklungen sind nicht durch Flächenstilllegungen erreicht worden, sondern durch eine nachhaltige Holznutzung und eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung mit Berücksichtigung von Naturschutzaspekten über Generationen hinweg. Der Frankenwald verbindet: Er bietet zahlreiche, seltene Lebensräume für Tiere und Pflanzen, ist als Urlaubsregion attraktiv für Touristen und ist in langer Tradition Heimat vieler „Waldbauern“ und holzverarbeitender Betriebe.

Gründe für unser Nein:

Borkenkäferproblem

Schon bei der Einrichtung des Fichten-Nationalparks Bayerischer Wald hat es sich gezeigt, dass nicht bewirtschaftete Fichtenflächen unweigerlich eine Borkenkäferkatastrophe nach sich ziehen. Trotzt aller Bemühungen in einer Pufferzone am Rand bleibt es nicht aus, dass der benachbarte Privatwald dauerhaft durch Borkenkäfer bedroht ist. Außerdem sind wirtschaftliche Schäden für angrenzende Waldbesitzer zu befürchten.

Schutzwaldfunktion

Die vorhandenen Schutzwaldbereiche in den steilen Hängen können nach Kahlfraß durch den Borkenkäfer den Boden nicht mehr schützen. Oft dauert es Jahrzehnte bis die kahlen Waldflächen wieder bewaldet sind. Eine erhöhte Bodenerosion wäre die Folge.

Wiederherstellung der natürlichen Bestockung

Im Frankenwald bestehen noch erhebliche Flächen mit Fichtenreinbeständen. Die ursprünglich natürliche Bestockung würde höhere Anteile an Buche, Bergahorn und Weißtanne aufweisen. Werden Fichtenwälder sich selbst überlassen, so wird sich mangels anderer Samenbäume höchst wahrscheinlich wieder großflächig die Fichte ansamen.

Aktiver Waldumbau macht Sinn

Die einzige Chance, möglichst bald die notwendigen Buchen-und Tannenanteile zu integrieren, besteht in der aktiven Hiebsführung und Pflanzung. Die Hinführung der Wälder zur natürlichen Baumartenausstattung gelingt nur durch aktive Bewirtschaftung. Aufgrund der fortschreitenden Probleme durch den Klimawandel, besonders bei der Baumart Fichte (Borkenkäfer, Sturm, Trockenheit), kommt dem Waldumbau in stabile Mischbestände eine besondere Bedeutung zu. Aus diesen Gründen ist es notwendig, den Waldumbau flächig und gezielt zu forcieren.

Schützen durch Nützen

Gerade im Frankenwald zeigt sich, dass eine angemessene, den Naturschutzgedanken berücksichtigende Bewirtschaftung der Natur mehr hilft, als das Stilllegen von Flächen. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es keinen ökologischen Vorteil eines großflächigen Nationalparks gegenüber kleinräumigen Schutzgebieten.

Gemengelage Staatswald/Privatwald

Aufgrund der Verteilung der Besitzarten (enge Verzahnung von Privatwald und Staatswald) wird es nicht gelingen, eine zusammenhängende Nationalparkfläche nur aus Staatswald zu formen. Das heißt, es müssten Privatflächen, die schon seit Generationen von den Eigentümern bewirtschaftet werden, einbezogen werden.

Nutzung des regionalen Holzes ist besser als Importe

Der vorhandene Holzbedarf sollte besser durch Nutzung des nachhaltigen Holzzuwachses in der eigenen Region befriedigt werden, als durch ökologisch nachteilige Importe. Die Sägeindustrie im Frankenwald ist aus alten Sägemühlen entstanden und hat eine jahrhundertalte Tradition.

Nach Prof. Hubert Röder vom Cluster Forst und Holz würden 122.000 m³ Rundholz pro Jahr zur Versorgung der lokalen Betriebe wegfallen. Die Betriebe des Clusters erwirtschaften einen Umsatz von 704 Mio EUR in den Landkreisen Kronach, Kulmbach und Hof und tragen damit 4,7% zur Wirtschaftsleistung in dieser Region bei. Der Cluster Forst und Holz bietet in diesen drei Landkreisen 4.750 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten einen Arbeitsplatz (4,2%). Durch höhere Rohstoffkosten sinkt die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Betriebe und damit wären die Umsätze, das Steueraufkommen und die Arbeitsplätze gefährdet.

 

Auf Grundlage unserer Satzung ist ein Ziel der WBV „die Förderung aller Bestrebungen zur Erhaltung und zum Schutze des Heimischen Waldes als lebenswichtiges Element der Landschaft und der Landeskultur“. Ein Nationalpark widerspräche dieser Zielsetzung.